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Gedanken zum Erntedank

Dank für die Ernte bedeutet Wertschätzung gegenüber der Natur, was der Boden und die Pflege der letzten Monate für Ergebnisse erbracht haben. Das unbeständige und noch mehr unkalkulierbare Wetter hat in diesem Jahr besonders gezeigt, wie wenig voraussagbar ist. Auf was können wir noch zählen?

Die Bäuerinnen und Bauern haben in diesem Jahr, dem Jahr der Bauernproteste, für ihren Berufstand und Ihre Zukunft kämpfen müssen wie lange nicht mehr. Verwunderlich ist für die grüne Branche wie praxisfremd politische Entscheidungen getroffen werden. Die regionale Landwirtschaft benötigt die Solidarität der Verbraucherinnen und Verbraucher stärker als zuvor. Ein Bekenntnis für unsere regionale Landwirtschaft ist auch ein Dankesagen für die Ernte beim Einkauf das ganze Jahr über. Allen Milchviehbetrieben gebührt Dank, für deren Erhalt der Milchwirtschaft: dem hohen Einsatz der Pflege der Weide- und Höhenlandschaften unserer Tierhalterinnen und Tierhalter für den aktiven Naturschutz. Landwirtinnen und Landwirte sind wichtig, überlebenswichtig! Dies sollte endlich in den Köpfen von allen sein und bleiben. Wenn zum Beispiel Flächen in Regionen im Schwarzwald und Kaiserstuhl nicht mehr bewirtschaftet werden, da die finanzielle Not und praxisfremde Auflagen zur Betriebsaufgabe führen werden, wer hegt und pflegt unsere Felder weiter? Wie attraktiv bleibt dann die Nachfrage für den existenzsichernden Tourismus? Durch Ferienwohnungen und Erlebnisangebote besteht eine zusätzliche Einkommensquelle für die Betriebe. Hier sind meist Frauen aktiv und innovativ. In einem Betrieb wird Hand in Hand gearbeitet, sonst funktionierts nicht. Bedeutet „Erntedank“ nicht nur Gottes Segen anzuerkennen, sondern auch den Mut und die Ausdauer aller Beteiligten.

Erfreulich in diesem Jahr sind die zahlreichen Kommunalvertreterinnen und Kommunalvertreter aus den Reihen unserer Landwirtschaft, die sich bereit erklärt haben, sich neben den beruflichen Herausforderungen in ihrer Freizeit für uns vor Ort, für das Leben im ländlichen Raum zu engagieren. Hier gilt es auch Danke zu sagen.

Ausblick zum Erntedank 2024, wir Landwirtinnen und Landwirte werden uns für unsere Berufsausübung weiterhin der Überlebenskunst widmen. Kämpfen für eine gesellschaftliche Anerkennung und damit im notwendigen Verbraucherdialog bleiben. Als Praktikerinnen und Praktiker erklären wir auf vielfältige Weise unser tägliches Tun. Im Alltag werden wir begleitet wie keine andere Berufsgruppe von Anträgen, Dokumentationspflichten, verspätete Auszahlungen von Fördergelder, Verwirklichung des angedachten Mindestlohns für Saisonarbeitskräften, übermäßige Kontrollen durch Behörden, Genehmigungen für notwenigen Pflanzenschutz bis zu Zulassungserleichterungen, basisorientierte Handlungsfähigkeit beim Problemwolf - das sind wenige Beispiele, die überfordern, praxisfremd und existenzbedrohend für unsere grüne Branche sind.

Nach der Ernte ist vor der Ernte, so blicken wir in diese Zukunft, in der wir hoffentlich noch lange alle wertvolle Lebensmittel vor Ort genießen dürfen und mit Hilfe praxistauglicher Gesetzesauflagen und göttlicher Fügung weiter erzeugen können.

Christiane Wangler
Präsidentin des LandFrauenverbandes Südbaden im BLHV e. V.
Vorsitzende des Bildungs- und Sozialwerks des LFVS e. V.

Download

Erntedankbrief von Präsidentin Christiane Wangler
(PDF, 231 KB)